Konservative Therapie der Jodmangelstruma
Bei der konservativen Therapie der Jodmangelstruma soll das Wachstum der Schilddrüse bzw. von Schilddrüsenknoten gebremst bzw. unterdrückt werden. Dazu stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung: Gabe von Jodid, Kombination von Jodid und Schilddrüsenhormon, sowie die Suppressionstherapie mit Schilddrüsenhormon.
Jodidtherapie
Jodmangel ist der ursächliche Faktor für das Entstehen einer Jodmangelstruma. Durch Anhebung der gesetzlichen Speisesalzjodierung 1990 in Österreich auf 20mg Kaliumjodid / kg Salz wurde eine deutliche Verbesserung der Jodversorgung und ein Rückgang der Jodmangelstruma beobachtet. Die zusätzliche Gabe von Jodid zur Strumaprophylaxe und – Behandlung kann dennoch vor allem bei Patienten unter 40 Jahren und in Jodmangelsituationen wie z.B. der Schwangerschaft sinnvoll sein. Zur Behandlung der juvenilen Struma bei Patienten unter 40 Jahren wird eine zusätzliche Jodidgabe von 100 µg/d über einen Zeitraum von 12 Monaten empfohlen. Bei Patienten über 40 Jahren ist aufgrund der Wahrscheinlichkeit einer bereits eingetretenen funktionellen Autonomie und der damit verbundenen Überfunktionsneigung eine Jodidtherapie nicht angezeigt, ebenfalls bei Patienten mit erhöhten Schilddrüsenautoantikörpern.
Suppressionstherapie mit Schilddrüsenhormon
Die Schilddrüse steht unter dem Einfluss der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), wobei spezielle Rezeptoren in den Zellen des Hypophysenvorderlappens die jeweilige Schilddrüsenhormon-konzentration im Blut über die Sekretion bzw. Hemmung der Ausschüttung eines wachstums- und funktionsstimulierenden Hormons (bTSH) regulieren. Durch Gabe von Schilddrüsenhormon wird das wachstumsstimulierende Hormon der Hypophyse (bTSH) unterdrückt und somit der Wachstumsreiz für die Schilddrüse aber auch von Knoten unterdrückt. Ziel der Suppressions-therapie mit Schilddrüsenhormon ist ein bTSH im unteren Normbereich bzw. darunter (bTSH ≤ 0,5-0,03mU/ml). Der Beginn der Behandlung sollte einschleichend über mehrere Wochen erfolgen. Zur Behandlung stehen reine L-Thyroxinpräparate (Thyrex®, Euthyrox®, L-Thyroxin H®) sowie Kombinationspräparate mit Trijodthyronin (Novothyral®, Combithyrex®) zur Verfügung.
Kombinationsbehandlung mit Jodid und Schilddrüsenhormon
Auch diese Therapieoption ist vor allem juvenilen Strumen vorbehalten. Hierbei sollte jedoch im Gegensatz zur reinen Suppressionstherapie ein bTSH im Normbereich angestrebt werden.
Konservative Therapie der Schilddrüsenüberfunktion
Thyreostatika
Thyreostatika hemmen den Jodeinbau bei der Schilddrüsenhormonsynthese und vermindern somit die Schilddrüsenhormonproduktion. Die Gabe dieser Medikamente erfolgt bei der funktionellen Autonomie bis zur Normalisierung der peripheren Hormonwerte (fT4, TT3, fT3). Danach sollte aufgrund der Rezidivneigung eine definitive Therapie (Radiojodtherapie, Schilddrüsenoperation) angeschlossen werden. Eine langzeitthyreostatische Therapie ist lediglich beim Mb. Basedow (Voraussetzung: kleine Schilddrüse, fehlende Endokrine Orbitopathie, Verträglichkeit der Thyreostatika) über einen Zeitraum von 12-18 Monaten indiziert. Die Gabe von Thyreostatika erfordert aufgrund der hohen Nebenwirkungsrate (bis zu 15 %) neben den Hormonkontrollen regelmäßige Kontrollen von Blutbild und Leberwerten. Nebenwirkungen sind zum Teil dosisabhängig und können im gesamten Behandlungsverlauf auftreten. Folgende Nebenwirkungen werden beobachtet: Hautreaktionen (6 %; makulös, papulös, urtikariell mit/ohne Pruritus), Gastrointestinale Beschwerden, Gelenksschmerzen, Muskelschmerzen, Geschmacksstörungen, Blutbildveränderungen (< 1 %; Leukopenie bis Agranulozytose, Thrombopenie), Cholestase Kreuzallergien zwischen Thiamazol (Favistan) und Prophylthiouracil (Prothiucil) können in bis zu 13 % auftreten
Konversionshemmung
Die Blockade der Umwandlung des biologisch weniger aktiven Prohormons T4 in die eigentliche Wirkform T3 kann durch Propranolol (Inderal®) bei fehlenden Kontraindikationen ergänzend zur thyreostatischen Therapie durchgeführt werden.
Jodkarenz
Bei bestehender Überfunktionsneigung sind Nahrungsmittel mit hohem Jodgehalt (Meeresfische, Südfrüchte, Mineralwässer) sowie Röntgenuntersuchungen mit jodhältigen Kontrastmittel zu vermeiden. Eine genaue Übersicht finden sie hier.
Konservative Therapie der Schilddrüsenunterfunktion
Hierbei wird der Hormonbedarf durch die Gabe von L-Thyroxin ausgeglichen. L-Thyroxin (T4) wird im Organismus nach Bedarf durch das Enzym Monodejodase zu T3 konvertiert. Zielbereich ist ein bTSH im Referenzbereich zwischen 1 und 2 mU/l.