Die Schilddrüse

Die Schilddrüse liegt als schmetterlingsförmiges Organ unmittelbar vor dem Kehlkopf und wiegt beim Erwachsenen etwa 25 g. Die Aufgabe dieses endokrinen Organs ist die Produktion, Speicherung und Freisetzung der Schilddrüsenhormone T4 und T3.

Die Steuerung der Hormonproduktion erfolgt über Rückkoppelungsmechanismus mit der Hypophyse über das TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon) und auch über den Hypothalamus über das TRH (Thyrotropin releasing hormone). TSH fördert die Schilddrüsenhormonproduktion und das Wachstum der Schilddrüse. Jod stellt einen elementaren Baustein für die Synthese von Schilddrüsenhormonen dar. Nach Aufnahme von Jod wird dieses in der Schilddrüsenzelle in das sog. Thyreoglobulin, ein Glycoprotein, eingebaut, nachfolgend im Inneren der Schilddrüsenfollikel als Kolloid gespeichert und bei Bedarf freigesetzt.

Welche Schilddrüsenhormone gibt es?

  • Tetrajodthyronin (abgekürzt T4)
  • Trijodthyronin (abgekürzt T3)
    Die SD Hormone sind an Trägereiweise gebunden. Ein kleiner Teil liegt jedoch ungebunden im Blut vor und werden als fT4 und fT3 bezeichnet
  • Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) wird von der Hypophyse ausgeschüttet

Andere wichtige Schilddrüsenparameter

Bei bestimmten Erkrankungen der SD reagiert das Immunsystem irrtümlich gegen den eigenen Körper und bildet Autoantikörper

  • TRAK = TSH Rezeptor AK (Morbus Basedow)
  • TAK = Thyreoglobulin AK (AIT Hashimoto)
  • TPO = AK gegen Schilddrüsenperoxidase (AIT Hashimoto, Mb.Basedow)

Jodstoffwechsel

Der tägl. Jodbedarf beträgt laut WHO 150-250 µg Jodid, welches gewöhnlich mit der Nahrung zugeführt wird. Die Jodaufnahme in die SD erfolgt aktiv über ein Zellmembrangebundenes Transportsystem (Na/Jodid-Symporter) welches durch TSH stimuliert wird.

Österreich war lange Zeit ein Jodmangelgebiet und somit ein endemisches Kropfgebiet. Aus diesem Grund wurde 1963 eine gesetzliche Jodsalzprophylaxe eingeführt. 1990 wurde der Jodgehalt des Speisesalzes nochmals auf insgesamt 20 mg KJ/kg Speisesalz angehoben. Bei Jodmangel kommt es infolge direkter und indirekter Stimulation der Schilddrüse zum Entstehen eines Jodmangelkropfes.

Welche Nahrungsmittel sind besonders jodreich

  • Meeresfisch
  • Südfrüchte
  • Milchprodukte
  • Spinat
  • Diverse Mineralwässer (z.B. Sicheldorfer, Radenska, Peterquelle)


Stoffwechselwirkung d. SD-Hormone:

Zuckerstoffwechsel

Beschleunigung der Zuckeraufnahme im Darm, Steigerung der Zuckerneubildung, Speicherung, Mobilisierung und Abbau

Fettstoffwechsel

Verminderung von Speicherfett und Cholesterin

Eiweisstoffwechsel

in normalen Dosen aufbauend (Wachstum !), bei erhöhten Spiegeln abbauend (katabol)

SD und Herz

Erhöhung des kardialen Blutausstoßes durch:

  • Steigerung der Kontraktilität
  • Erhöhtes Schlagvolumen
  • Gesteigerte Schlagfrequenz
  • Zunahme der Blutdruckamplitude
  • Gesteigerter Sauerstoffverbrauch des Herzens
  • Gesteigerte Erregbarkeit des Erregungsleitungssystems

SD und Skelettsystem

Beim Kind:

normale Reifung des Skelettsystems, bei Mangel verzögerte Skelettreifung und disproportionierter Minderwuchs

Beim Erwachsenen:

Steigerung des Knochenan- und -abbaus (Remodeling)

  • Porosität nimmt zu
  • Kortikalis stärker betroffen als Spongiosa
  • Relatives Risiko von postmenopausalen Frauen bzgl. Hüftfrakturen 2x höher (anamnestisch Überfunktion) bzw. 1.7 x (Einnahme von SD-Hormonen) Bauer et al.
  • Gleiche Häufigkeit, jedoch früheres Auftreten (Solomon)

Schilddrüse und Fertilität

  • Funktionelle Infertilität: mehr als 60 % hormonell bedingt (Hyperprolaktinämie, latente SD-Unterfunktion)
  • bereits 1958: „ Zyklusanomalien 1. und häufigste Anzeichen einer SD-Unterfunktion bei Frauen"
  • Ursache: vermehrte Prolaktinproduktion
  • Symptome: unregelmäßige Menses, anovulatorische Zyklen, Infertilität
  • Latente Funktionsstörung vermindert Konzeptionsbereitschaft, verhindert aber nicht Eintritt der Gravidität
  • Diagnose: fT4, TSH, TRH-Test
  • Therapie: Substitution mit Schilddrüsenhormon führt zu erhöhter Konzeptionsbereitschaft

Einfluß der SD auf die fetale Entwicklung

  • Förderung normalen Wachstums und Organdifferenzierung
  • Förderung einer normalen Gehirnentwicklung (auch nach der Geburt)

Cave: auch milde Unterfunktion können Einschränkung der psychomotorischen Entwicklung und des Intellekts bewirken